Ein junger Mann steht im Flur des BVG-Gebäudes und blickt in die Kamera

03.02.2022

Diversity Management der BVG – Stefan Fuerst im Interview

Was bedeutet Diversity für dich persönlich? Unabhängig davon, dass es genügend gute wirtschaftliche Argumente für Diversity in der Arbeitswelt gibt, steht Diversity für mich persönlich für einen Zustand der Gerechtigkeit, der Zugehörigkeit und eines wertschätzenden Miteinanders. Wie bist du zu deiner Tätigkeit im Diversity Management gekommen? Persönlich engagiere ich mich schon seit Jahren in Bereichen, die stark mit Diversity oder Chancengleichheit verbunden sind.  Ich vertrete beispielsweise die BVG in der Berliner Jury gegen sexistische und diskriminierende Werbung und sitze seit vielen Jahren im Vorstand des wohl queersten Berliner Kulturbetriebs, dem SchwuZ. Diversity ist mir sehr wichtig und ich glaube, dass wir als Gesellschaft dem Thema noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken. Es war einfach genau der Job, den ich wirklich machen wollte. Also habe ich sozusagen Hobby und Herzensthema zum Beruf gemacht. Welchen Projekten hast du dich zuerst angenommen? Das letzte Jahr stand stark im Fokus der Erarbeitung eines Diversity-Leitbildes für die BVG. Da sind wir aktuell im Endspurt und ich kann es kaum erwarten, wenn wir die finale Version haben. Ansonsten wurde im letzten Jahr das Seminarprogram in Sachen Diversity überarbeitet. Neben der notwendigen Haltung und dem notwendigen Können gibt es ja auch immer den Aspekt des Wissens. Hier helfen Seminare mit integriertem Austausch, wie beispielsweise unser BVG-internes Seminar, 'Diversi-was', sehr gut. Ansonsten gab es viel Konzeptarbeit, zum Beispiel ging es um eine Lösung, um Geschlechtern jenseits von Mann und Frau Sanitärräume anbieten zu können. An welchen Projekten arbeitest du derzeit? Aktuell arbeite ich an einem Dialogformat für die BVG, um Mitarbeitende zum einen miteinander aber auch mit Menschen verschiedener Diversity-Dimensionen ins Gespräch zu bringen. Auch im Fokus aktuell ist die Erarbeitung eines neuen Frauenförderplans. Wir haben uns bezüglich der Stärkung der Repräsentanz von Frauen hohe Ziele für die kommenden Jahre gesteckt, die es gemeinsam zu erreichen gilt. Weiterhin beschäftige ich mich mit der Ableitung von Maßnahmen aus dem PartMigG (Gesetz zur Förderung der Partizipation der Migrationsgesellschaft). Im Grunde geht es darum, Personen mit Migrationshintergrund zu stärken und als Unternehmen hinsichtlich dieser Dimension breiter aufgestellt zu sein. Mit welchen Herausforderungen bist du im Diversity Management konfrontiert? Eine große Herausforderung ist es, die Menschen immer dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Es gibt viele Verbündete bei dem Thema, aber es schmerzt auch viele Menschen, weil umgedacht werden muss und weil Etabliertes plötzlich nicht mehr richtig zu sein scheint. Und das löst mitunter Ängste aus, was innerhalb der BVG auch nicht anders ist als im gesellschaftlichen Diskurs. Aber das ist okay so. Diversity ist eben auch ein Change-Prozess. Ein gesundes Maß an Resilienz ist bei meiner Arbeit unabdingbar – ein wenig Diskussionsfreude und Humor helfen auch gut weiter! Inwieweit ist Diversity bei der BVG bereits Alltag und wo gibt es noch Optimierungspotenzial? Es gibt viele Kolleg*innen und Gruppen in der BVG, die die Leidenschaft für das Thema mit mir teilen. Das macht es zunehmend alltäglich, wenn man die Augen dafür öffnet. Es arbeiten beispielsweise Menschen mit mehr als 80 verschiedenen Nationalitäten bei uns und unsere Führungsetagen sind weiblicher als je zuvor. Gerade durch die Arbeit und das Engagement vieler Kolleg*innen in den letzten Jahren, ist die Gleichstellung der Geschlechter ein fester Bestandteil der Ausrichtung der BVG geworden. Auch unsere internen und externen Netzwerke sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir treffen uns mit engagierten Frauen in verschiedenen Frauennetzwerken, von Gewerkschaft, über Frauen in anderen Verkehrsunternehmen bis zu unserem Netzwerk der Frauen in Führungspositionen bundesweit. Auch unser Regenbogennetzwerk wird immer größer und stellt von Jahr zu Jahr coolere Aktionen in- und extern auf die Beine Aber da ist natürlich noch Luft nach oben. Diversity ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist. Es geht vielmehr mit der Zeit und stellt immer wieder neue Themen in den Fokus. Das macht es ja gerade so unglaublich spannend und auch aufregend. Aber um konkret zu werden: Wir müssen in der BVG z. B. mehr Raum für Diskussionen und Austausch schaffen. Einmal, um alle Menschen bei dem Thema mitzunehmen und auch, um gegenseitiges Verständnis herzustellen – hier sind wir aktuell dran und finden sicher passende Formate. Wir sind ein sehr großes Berliner Unternehmen. Unser Ziel kann nichts anderes sein, so divers zu sein wie die Menschen in unserer Stadt, die wir tagtäglich bewegen.