Wie bist du zur BVG gekommen?
Zuvor war ich im Büro angestellt. Ich mochte die Arbeit, allerdings war ich nicht vollkommen zufrieden, denn ich wollte wirklich etwas bewegen. Ein Bekannter von mir arbeitete bereits als Straßenbahnfahrer und hat immer sehr positiv von der BVG und seinem Beruf berichtet. Da bewarb ich mich online und besuchte auch das BVG-Recruitingevent “Bewerbungstram”. Dieses fand exklusiv für Frauen statt und ich konnte mich gut über den Beruf informieren. Nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch konnte es losgehen.Zunächst wurde dann meine Fahrtauglichkeit mittels eines Reaktionstests sowie einer medizinischen Untersuchung überprüft. Als Straßenbahnfahrer*in muss man bestimmte Kriterien erfüllen, zum Beispiel mindestens 1,62 Meter groß sein. Besonders beim ärztlichen Check-Up war ich sehr nervös, denn nach den ganzen Vorbereitungen wollte ich unbedingt Tramfahrerin werden und mit der Qualifizierung beginnen.
Welche Inhalte bekommt man in der Qualifizierung vermittelt?
Am ersten Tag der Qualifizierung hatten wir genug Zeit uns alle kennen zu lernen, danach fing direkt der theoretische Teil an. Wir lernten viel über die Fahrzeugkunde, das Verhalten im Straßenverkehr und wie man mit den Fahrgästen umgeht. Nach der bestandenen Theorieprüfung startete unmittelbar die Fahrschule in kleinen Gruppen. Anfänglich sind wir einzelne Teilabschnitte auf „einfachen“ Strecken gefahren, bei denen man sich nicht unmittelbar im trubeligen Straßenverkehr befindet. Man wird also langsam herangeführt.Die Qualifizierung insgesamt hat mich in meiner Berufswahl sehr bestärkt und motiviert. Wir hatten tolle Ausbilder*innen, die individuell auf uns eingingen und mit viel Humor ihr Wissen weitergaben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Das kann man pauschal gar nicht sagen. Mein Tag startet üblicherweise mit der Dienstablösung auf der Strecke und dann wird es spannend, denn in Berlin ist immer was los und jeder Arbeitstag ist anders! Neben dem Fahren der Straßenbahn, führe ich auch Entstörungen durch und oft gibt es besondere Gegebenheiten wie beispielsweise einen Stau oder Umleitungen. Ich schätze die Situationen also immer individuell ab und achte dabei vor allem auf die Sicherheit der Fahrgäste.Am Anfang war alles sehr aufregend für mich, doch mittlerweile ist Routine eingekehrt – einsteigen, Schlüssel einstecken, Sitz und Spiegel einstellen und Zack – es geht los! Im Vergleich zu meinen zwölf Jahren im Büro, hat sich eigentlich gar nicht so viel geändert: ich habe ein hervorragendes Einzelbüro, mit bester Aussicht und es ist immer gut beheizt. Allerdings nehme ich die Arbeit nicht mit in den nächsten Tag, sondern nur die Erfahrungen.
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit?
Generell gefällt mir die Abwechslung, die jeder Arbeitstag mit sich bringt. Ich fahre oft eine andere Strecke, zu unterschiedlichen Tages- oder Nachtzeiten und es steigen immer neue Fahrgäste ein. Während der blauen Stunde von der Nacht in den Tag zu fahren, ist besonders beeindruckend. Die Stadt erwacht und ich blicke dem Feierabend entgegen. Auch wenn es so scheint, als würde man als Straßenbahnfahrerin den ganzen Tag allein sein, trifft eher das Gegenteil zu. Ich genieße die Zeit allein im Cockpit, verbringe die Pausen aber gemeinsam mit meinen Kolleg*innen und habe Kontakt zu den Fahrgästen. Es entstehen besondere Momente, wenn ich die Tür nochmal öffne, um den heraneilenden Fahrgast mitzunehmen und dieser sich bedankt.
Welche persönlichen Eigenschaften helfen dir in der Ausübung deines Berufs?
Mir kam bei der Qualifizierung und insbesondere bei den Prüfungen mein Ehrgeiz zugute. Zudem bringe ich Verantwortungsbewusstsein mit und das kann ich gut gebrauchen, denn als Tramfahrerin bin ich zuständig für die Fahrgäste und ihre Sicherheit. In schwierigen Situationen ist es wichtig immer Ruhe zu bewahren und mit Offenheit Lösungen zu finden. Meine Kontaktfreudigkeit hilft mir in den Situationen, in denen ich Kundenkontakt habe, weiter. Und zu guter Letzt benötigt man als Straßenbahnfahrerin eine gute Konzentrationsfähigkeit, um auch bei Nacht immer hellwach zu sein und die Augen überall zu haben.